Claudio Hils | Visuelle Kommunikation

Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges

Kreiskunstgalerie Schloss Meßkirch, DE (20.09. - 21.11.2021)

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Das aus einer fünfjährigen Recherche hervorgegangene fotografische Ausstellungsprojekt „Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges“ von Claudio Hils gibt Einblicke in heutige militärische Tabuzonen direkt vor unserer Tür: „Heimatfront“ setzt sich mit Räumen zur militärischen Ausbildung und zur Terrorabwehr auseinander. Dabei überlagern sich Geschichte, Gegenwart und Zukunft, wenn die verlassenen Militärstandorte aus Zeiten des Kalten Krieges festgehalten, die Gegenwart in Form von heutigen Übungsgeländen und „Bühnenbildern des Krieges“ seziert sowie der Ausblick in virtuelle Welten der Ausbildungssoftware der Bundeswehr gegeben wird.

Die exemplarisch an zwei aktuellen und zwei ehemaligen Militärstandorten im heutigen Landkreis Sigmaringen – der Staufer-Kaserne Pfullendorf, den ehemaligen amerikanischen Sondermunitionslagern Inneringen und Mottschieß, dem Truppenübungsplatz und Lager Heuberg – entstandenen Fotografien sind einerseits Zeugen und Dokumente dieser vorgefundenen Orte und Handlungsräume, gleichzeitig gehen sie über die jeweils gezeigten Situationen weit hinaus. Sie sprechen verschiedene Ebenen im kollektiven Bildgedächtnis an – in Bezug auf die eigene, regionale Vergangenheit, auf militärische Zonen weltweit wie auch virtuelle Bildwelten. Die präzise Bildsprache und die beinahe malerischen Kompositionen verleihen den Räumen und Landschaften eine große atmosphärische Dichte und Aufladung und leisten als Bilder zwischen Fakt und künstlerischer Fiktion einen stringenten Beitrag zu aktuellen Diskursen im Bereich von Kunst und Geschichte. Zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen analogen Nachbauten und digitalen Bildern des simulierten Cyberwar werden grundsätzliche Fragen nach der Abbildbarkeit von Wirklichkeit gestellt.

Zugleich bringt Claudio Hils ein Stück zur Aufführung, das das gespaltene Verhältnis unserer Gesellschaft zu Gewalt und Militär beleuchtet. Militärische Räume befinden sich außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens, doch sie sichern diesen zugleich. Armeen gelten als unzeitgemäße Apparate, doch die Beteiligung an friedenssichernden und humanitären Einsätzen erscheint über die Parteigrenzen hinweg als Notwendigkeit. Das Militär wird gesellschaftlich weithin abgelehnt und verdrängt, aber es wird in Anspruch genommen, um den privilegierten Lebensstil der westlichen Welt zu sichern. Die Ausstellung „Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges“ zeigt diese unauflösbaren Widersprüche in ebenso zurückhaltenden wie beunruhigenden Bildern.

Die in einer grenzüberschreitenden deutsch-schweizerischen Kooperation entstandene Ausstellung wird vom 19. September bis 28. November 2021 in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch gezeigt. In einer ersten Station war die Ausstellung vom 27. September 2020 bis 18. April 2021 bereits im Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen in der Schweiz zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalogbuch beim Verlag Hatje Cantz erschienen, das in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch für 44 Euro erhältlich ist.

 

Ausstellungseröffnung am Sonntag, 19. September 2021, 16 Uhr

 

Begleitprogramm zur Ausstellung

So 3. Oktober 15.00 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Claudio Hils und Prof. Dr. Bernd Stiegler, Fotohistoriker und Literaturwissenschaftler, Universität Konstanz

So 17. Oktober 15.00 Uhr
Galeriegespräch „Zivilgesellschaft und Militär“ mit Oberstleutnant Tobias Daniek, bis 2020 Leiter des Übungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf, Oberst Jochen Gumprich, Standortältester der Bundeswehr in Stetten am kalten Markt, Claudio Hils, Frieder Kammerer, Reservistenkameradschaft Oberer Linzgau, Maik Lehn, Bürgermeister der Standortgemeinde Stetten am kalten Markt.
Moderation: Galerieleiter Dr. Edwin Ernst Weber

weitere Informationen

Einladung zur Ausstellung [PDF]

Video der Ausstellungseröffnung [Youtube]