abseits – aside – à l'écart

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Few landscapes of Germany’s Southwest managed to preserve a unique balance of nature, work and culture like the rural space settled between the Danube, the Allgäu and Lake Constance.

Yet long ago this idyll began to deceive. Now, where ‘home’ is the nicest word for backwardness (Martin Walser), it is being permiated right into the natural growth, the touristy barrocated blue skies by the harbingers of modernization. Roadsworks to nowhere, derelict barns, discarded tractors left aside sheds, semi-demolished farmhouses, plastic sheets used as silage film, omnipresent fishbone pavement, selfdrawn murals, scaffolding in the fields, green field development with brown field design – all helpless gestures of beautification.

Decay of now seemingly useless character

In Claudio Hils’ pictures the landscape exposes its other face: reckonless modernization and the decay of now percieved useless unique character. Global progress shows no regard. It exposes the perkey appearance as a veneer. The forces mandating the current changes rattle the dormant rural world. Their aim is the economic gain, a principle for long now second nature permiating all that exists. Those how prescribe to it can no longer pay heed to the concerns of the affected. Objections to unrestrained modernization go unheard in the raucous noise of growth strategies. When the world needs to stay abreast with the increased pace of life, the rural space becomes a transit area for ferocious storms of efficiency gains few farmers can weather.

The integrate way of life and work of old are replaced by the exorbitance of the modern age. The supersized sheds and warehouses, tools and tractors now resemble  the giant technology parks of the commodity industry. Instead of unmistakable character there is uniform might. The original entwining of work and life featung for centuries in village communities appears to be irrevisably shattered. What remains is solely the habitation of the environment jolting us at every turn of past activities.

In limiting itself to accommodation and leasure the houses on the village road are transformed into repellant towers of privacy hitherto unknown to rural life. All plight aside, the agricultural work was always done in public. Every job in the yard and every step in the field occurred not only in front of the eyes of the whole community but also thus endowed meaning to this struggle for life and making it hence just barable.

Photography as a crime scene investigation

Claudio Hils’ photographies let us sense the unavoidale impact of the coming globalization on rural space, churning up the accustomed so completely it makes up feel as outcasts. The vanishing of small agricultural structures and with it the loss of meaning of rural life in favour of agrindustry, the transformation of the agrarian workplace into the bland architecture of housing estates only leaves a limbo devoid of live; impossible to feel like home – even less so to settle down.

Photography as a crime scene investigation: everywhere are the traces of the proverbial dismanteling of a former intact living environment preserved haphazardly for an uncertain future. A living environment without confidence. The beam of attention focused on on cracks and repairs does not reveal explinations but poses new questions reverberating with the pain of lost charater.

Peter Renz

  • Publication
    • abseits – aside – à l'écart

      Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2012
      ISBN 978-3-86351-500-3

      Deutscher Fotobuchpreis – shortlist 2013

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  • Exhibitions
  • Reviews & articles
    • Andrea Fritz, „Bilder, die «ent-täuschen»“, in: Südkurier, 17.08.2013

      Andrea Fritz, „Bilder, die «ent-täuschen»“, in: Südkurier, 17.08.2013

    • Elfi Braschel, „Claudio Hils mit Fotoserie Abseits im Zeppelin-Museum“, in: Südkurier, 15.08.2013

      Elfi Braschel, „Claudio Hils mit Fotoserie Abseits im Zeppelin-Museum“, in: Südkurier, 15.08.2013

    • Alexander Mayer, „Bilder abseits klischeehafter Vorstellungen“, in: Schwäbische Zeitung, 14.08.2013

      Alexander Mayer, „Bilder abseits klischeehafter Vorstellungen“, in: Schwäbische Zeitung, 14.08.2013

    • „abseits – aside – à l'ecart“, in fotoMAGAZIN, Juni 2013

      „abseits – aside – à l'ecart“, in fotoMAGAZIN, Juni 2013

    • Annabelle Seubert, „Die verneinte Idylle“, in: sonntaz, 29./30.06.2013

      Annabelle Seubert, „Die verneinte Idylle“, in: sonntaz, 29./30.06.2013

       

    • Julia-Maria Bammes, „Tristesse als Anreiz“, in: Südwest Presse, 15.02.2013

      Julia-Maria Bammes, „Tristesse als Anreiz“, in: Südwest Presse, 15.02.2013

    • „Ländliches Abseits im Fokus“, in: Rottweiler Stadtanzeiger, 16.01.2013

      „Ländliches Abseits im Fokus“, in: Rottweiler Stadtanzeiger, 16.01.2013

    • Bodo Schnekenburger, „Kontraste sind bei diesem Programm garantiert“, in: Schwarzwälder-Bote, 09.01.2013

      Bodo Schnekenburger, „Kontraste sind bei diesem Programm garantiert“, in: Schwarzwälder-Bote, 09.01.2013

    • „Ansichten aus Oberschwaben“, in: Der Gemeinderat, Oktober 2012

      „Ansichten aus Oberschwaben“, in: Der Gemeinderat, Oktober 2012

      Wildwuchs, platte Reifen, Hinterhöfe. Der Bildband „Abseits“ zeigt von Oberschwaben alles andere als die üblichen Sehenswürdigkeiten. Keine Spur von Glanz und Gloria barocker Kirchen und beschaulicher Weiler zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee. Sattdessen hat der Fotograf Claudio Hils festgehalten, was – im Wortsinn – abseits der Entwicklungszentren und -projekte auf dem Land zu sehen ist. Ortsränder, öde Straßen vor Neubaugaragen und Brachflächen erscheinen als vergessener Raum, den allenfalls noch eine verkehrstechnisch wirkende Gestaltungskraft erreicht. Die rund 50 Abbildungen bezeugen den sogenannten Strukturwandel, wie er sich seit Jahrzehnten überall vollzieht, indem der vormals bestimmende bäuerliche Charakter der Dörfer zusehends verblasst – Stichwort Plastikstühle auf der Betonterrasse und neumodische Gips- und Baumarktdekoration. Die Schriftsteller Peter Renz und Walle Sayer sowie der Kunsttheoretiker Manfred Schmalriede haben Textbeiträge zu diesem bemerkenswerten Bildband beigesteuert.

    • Freddy Langer, „Von Liebe und Leben“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2012

      Freddy Langer, „Von Liebe und Leben“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2012

      Schön, hässlich, kurios? Der Fotokünstler Claudio Hils denkt ganz offenbar in anderen Kategorien. So entzieht sich das, was er für seinen Bildband „Abseits“ an Dorfszenen aus Oberschwaben zusammengetragen hat, der Beschreibung mit nur einem Adjektiv. Und das Projekt der Leader Aktionsgruppe, dem sich das Buch verdankt, hat ja auch zwei Eigenschaftswörter im Titel, wenn auch miteinander verknotet: „L(i)ebenswertes Dorf“.

      Was zeichnet Heimat aus, wie können Gebäude geretteund Naturflächen geschont werden, sind Fragen, denen die Gruppe nachgeht. Hils aber, der selbst in Oberschwaben lebt, zeigt mit seinem Objektiv auf Wunden. So wurde „Abseits“ keineswegs ein Katalog erhaltenswerter Orte und Gebäude, sondern mit der kalten Darstellung betonöder Tristesse zu einem Mahnmal zwischen zwei Buchdeckeln. Seine Bilder verweisen vor allem auf das, was verloren ist.

    • Christoph Schaden, „Claudio Hils: Abseits“, in: Photonews 9/12

      Christoph Schaden, „Claudio Hils: Abseits“, in: Photonews 9/12

      „Ohne Heimat sein, heißt leiden.“ Mit einem Wort des großen Dostojewski eröffnet der aktuelle Fotoband von Claudio Hils, der den Titel Abseits trägt und die Region Oberschwaben ins Visier nimmt. Das Bekenntnis findet sich eingebettet im Grußwort des baden-württembergischen Landesvaters Winfried Kretzschmann und legt sogleich die böse Frage nahe, ob nicht gerade auch das Gegenteil der Fall ist. Jedenfalls gewährt das Aufmacherbild den Blick auf eine Straßengabelung im Bauzustand, die betont gesichtslos inmitten einer Agrar- und Wiesenlandschaft verortet ist. Man ahnt es schon: Als Provisorium wird die unschöne Szenerie noch lange überdauern. Da mag die Sonne scheinen, wie sie will.

      Das Signal des Bildes und des ganzen Buchprojekts ist ganz unverkennbar: Diejenigen von uns, die heutzutage im ländlichen Areal ein Stück Heimat ihr eigen nennen und sich in ihr eingerichtet haben, sind nicht minder einem Leidensdruck ausgesetzt. Für Claudio Hils, der seit Jahrzehnten in der oberschwäbischen Alb lebt und dort den schleichenden Wandel der Agrarlandschaft tagtäglich vor Augen hat, mag hierin sicher der Beweggrund für sein fotografisches Unternehmen liegen. Abseits ist dann auch eine betont schonungslose Abrechnung über die Unwirtlichkeit der ländlichen Peripherie vor der eigenen Haustür. Die Motive wirken geradezu drastisch. Gesichtlose wie abgehalfterte Dorffassaden, ein deplatzierter Kreisverkehr, überhaupt jede Menge Asphalt. Naturhaftes überlebt hier allenfalls in spießig hergerichteten Vorgärten und agrarischen Monokulturen. Ansätze von Idyllen finden sich wiederum in absurden Kitschdestruktionen und als Resultate eines unbeholfenen Inszenierungswillens. Trost darf man in solchen Gegenden nicht erwarten, im Gegenteil. Geschlossene Autogaragen fungieren in der Bilderfolge ausdrücklich als Leitmotiv. Der Landmensch, wenn er denn überhaupt einmal sichtbar wird, dient allein als Staffage, und sei es in Form eines neureichen Golfers. Nicht zuletzt repetieren die einzelnen Untertitel der 51teiligen Fotoserie ausnahmslos (!) das Stigma des Buchtitels wie in einem schmerzreichen Rosenkranz. Auch der Leser soll schließlich leiden.

      Dabei handelt es sich bei Abseits eben nicht um einen Schwanengesang zum Untergang eines klischeebesetzten Abendlandes. Hils visuelle Grammatik wahrt nämlich wie gewohnt ein Höchstmaß an Distanz, sie erinnert in ihren ästhetischen Rezepturen zuweilen an Michael Schmidt. Doch in Abhebung zur Schwarzweiß-Tristesse des Berliners nutzt Hils das Element Farbe als emotionales Schmiermittel. Es fordert im Sehprozess durch sein stures Beharren auf das „So sieht es hier gerade eben so aus und nicht anders, mein Freund!“ eine erfrischend soziologische Perspektive auf die Schwäbische Alb ein. Unweigerlich werden einem bei der Lektüre daher die jüngsten demografischen Entwicklungen in den Sinn kommen, das Phänomen der Landflucht und die Auswirkungen der EU-bedingten Agrarsubventionen. Und dass „das Ländle“ über die Jahrhunderte doch so manche Katastrophen verkraftet hat, seien es Kriege, Hungersnöte oder Pestilenzen. Ist daher alles doch nur halb so schlimm? Immerhin lässt der Bildband dem Leser die Option, auf den zweiten Blick das eine oder andere skurrile Detail zu entdecken (und nicht zuletzt wird in den Aufnahmen der Schwäbischen Alb eine durchweg sonnige Wetterlage attestiert!) Im selbst gewählten Abseits zu leben, ist also mitunter auch in Oberschwaben eine Frage der Haltung. Dies offenbart ein abschließender Blick ins Impressum. Dort hat Hils nicht ohne Augenzwinkern verbrieft, dass das Buchprojekt ausgerechnet durch Fördermittel der Europäischen Union zustande gekommen ist. That’s it!

    • „Ödnis so weit das Auge reicht“, in: Stuttgarter Zeitung, Nr. 197, 25.08.2012

      „Ödnis so weit das Auge reicht“, in: Stuttgarter Zeitung, Nr. 197, 25.08.2012

      Ödnis so weit das Auge reicht

      Verklärte Großstädter schwärmen von dem Geruch frisch gesensten Heus und dem sanften Geläut von Kuhglocken.Die Sehnsucht nach Landromantik beschert der Zeitschrift „Landlust“ Rekordauflagen. Träume von Bauernrosen im Vorgarten liegen im Trend. Wer allerdings einem ländlichen Elternhaus entstammt,weiß es besser. Abseits von Schützenfesten und Feuerwehrbällen ist das Dorf tot. Der alte Traktor verwittert vor der angegrauten Scheune, die Gardinen des Bauernhauses sind zugezogen. Der neue Kreisverkehr in der Dorfmitte bleibt ungenutzt. Schotter in Vorgärten uninspirierter Neubauten, Schotter auf den Feldern,wo bald die neue Umgehungsstraße sein wird. Kein Mensch, kein Tier, keine Idylle. Nirgends. Ein beklemmendes Gefühl stellt sich beim Betrachten der Bilder ein, die Claudio Hils, Fotograf und Professor für Kommunikationsdesign, über mehr als drei Jahre hinweg in Oberschwaben gestaltet und in dem Bildband „Abseits“ (Klöpfer & Meyer, 146 Seiten, 39 Euro) versammelt hat. Distanziert und ernüchternd präsentiert er seine Heimat: frisch asphaltierte Straßen, Schotterfelder und Neubausiedlungen verdrängen Dorfplätze, Almenden und Bauernhäuser. „Abseits“ ist in Kooperation mit „Leader“, einem EU-Förderprogramm zur innovativen Entwicklung ländlichen Raums, entstanden. Bereits 2010 arbeitete Hils mit Leader zusammen und veredelte in seinem Heimatdorf Mengen eine alte Scheune in ein Römermuseum. Nach 20 Jahren Abwesenheit kehrte er aus Essen in den kleinen Ort zurück. In dem Bildband verarbeitet Hils „das eigene Erschrecken über den Wandel auf dem Dorf“, wie er sagt. Er möchte „den Städtern eine realistische Sicht verpassen“. Die vielen Reaktionen auf seine Arbeit überraschen ihn: „Es gab viele Berichte und einen kleinen Film. Die Bilder werden kontrovers diskutiert.“Für Hils sind die Dörfer die Zukunft. Er hofft, dass die neuen Technologien es ermöglichen, wieder im Dorf leben und arbeiten zu können. „Die extreme Mobilität, Hunderte von Kilometer zur Arbeit zu pendeln, das können wir uns nicht mehr lange leisten. Die Benzinpreise steigen, die Löhne nicht.Und die Krise wird uns weiterhin begleiten“, sagt Hils. „Es muss sich einiges tun.“ Mit „Abseits“ hat er den Problemen ländlicher Regionen ein Gesicht gegeben.

    • Johan Dehoust, „Idylle hilft auch nicht immer“, in: SPIEGEL Online, 12.06.2012

      Johan Dehoust, „Idylle hilft auch nicht immer“, in: SPIEGEL Online, 12.06.2012

      Fotoband "Abseits" über heruntergekommene Dörfer

      Idylle hilft auch nicht immer

      Bröckelnde Dachfirste, Grasbüschel zwischen Gehwegplatten und Bauschutt. Sieht so ein "strukturloser Raum" aus? Claudio Hils hat für seinen Bildband "Abseits" Dörfer und Felder in Oberschwaben fotografiert, die so gar keinem ländlichen Ideal entsprechen.

      Es ist ein zu schönes Bild: Drei Kühe grasen auf einer sattgrünen Wiese, schräg über den Tieren blüht ein Obstbaum, hier und da sprießen Löwenzahnbüschel, die Weide ist nur durch einen kurvigen, schilfumwachsenen Flusslauf begrenzt. Ach, welch eine Idylle. Süßer hätte sie kein Heimatfilm und auch keine Broschüre für Urlaub auf dem Land darstellen können. Das Problem: Dieses Bild ist nur auf eine Scheunenwand gesprüht. Rundherum sind eine glattpolierte Steinmauer, ein breiter Schotterweg und ein Strommast zu sehen. Der Traum vom Kinderbuch-Landleben, er existiert beim Fotografen Claudio Hils, 49, nur als ein kleines in einem viel größeren Bild.

      "Ich will dieses kitschige Heimatbild in Frage stellen, es zertrümmern", sagt der im oberschwäbischen Mengen lebende Fotokünstler. Die Aufnahme von den grasenden Kühen auf einer Scheunenwand und der tristen Landschaft rundherum ist eine von 51 Fotografien, die er in dem Bildband "Abseits" veröffentlicht hat. Seit über drei Jahren hat Hils Orte und Landschaften rund um seinen Wohnort fotografiert und sich mit dem Wandel des dörflichen Lebensraumes auseinandergesetzt. Seine Bilder zeigen, wie wenig vom Mythos einer idealisierten Landschaft übrig geblieben ist. Längst weiden kaum noch Kühe im Grünen, sondern futtern aus riesigen Automaten, in Ställen zu Hunderten zusammengepfercht. Aus kleinen Bauernhöfen sind Großbetriebe geworden, die nicht mehr im Ortskern, sondern draußen auf dem Feld liegen, wegen des Gestanks.

      Oberschwaben wirkt wie ein Museumsdorf

      Mit den industriellen Strukturen geht einher, dass das Leben in den Dörfern immer mehr verödet. Familiennachkommen ziehen, sobald sie flügge werden, in die nächstgrößere Stadt, und allein die Alten versuchen, ihre Traditionen gegenüber den modernen Anforderungen aufrechtzuerhalten. Von "strukturschwachen Räumen" ist in diesem Zusammenhang gern die Rede. Aber was heißt das genau? Wie sieht so ein Raum aus? Wie fühlt er sich an? Das sind die Fragen, denen Claudio Hils mit "Abseits" nachgeht. Die Region Oberschwaben stehe dabei exemplarisch für viele andere Gebiete, sagt der Fotograf. Und man kann sich tatsächlich vorstellen, dass die Fotos genauso gut in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg hätten entstehen können.

      Vieles kommt einem bekannt vor - vorausgesetzt, man ist auf dem Land aufgewachsen. So bildet man sich ein, das Plastik zu riechen, mit dem auf einem Bild die Siloballen eingewickelt sind. Auf einem anderen würde man am liebsten in den vor einer Scheune parkenden Benz steigen und über holprige Feldwege davon fahren. Aber: Die aufkeimenden Heimatgefühle flauen beim Blättern schnell wieder ab. Denn zu steril, zu marode wirkt diese Welt. Auf den Höfen, in den Gärten und auf den Feldern ist keine Bewegung; fast alle Bilder sind menschenleer. Dadurch, dass Hils Häuserfassaden meist frontal aufgenommen hat, wirkt es, als wäre er durch ein Museumsdorf gewandelt. Allerdings scheinen die Museumsangestellten ziemlich faul zu sein, denn überall zeichnet sich der Verfall ab: Dachfirste sind zur Hälfte eingebrochen, Bauschutt türmt sich und aus den Gehwegfugen wachsen Grasbüschel.

      Verlust an Originalität und Lebendigkeit

      Mit seinen melancholischen Bildern in "Abseits" führt Hils einen Themenkomplex fort, der sich durch sein gesamtes Schaffen zu ziehen scheint: Urbanisierung und Globalisierung. In seinem Fotobuch "Dream Cities" verdeutlichte er vor etwa zehn Jahren, wie sich Städte strukturell und architektonisch aneinander angeglichen haben. Ob Rio, London oder Berlin, überall finden sich die gleichen Häuserfassaden und die gleichen Verkehrsinseln. Diesen Verlust an Originalität, an Lebendigkeit bildet Hils auch in seinen neuen Werken ab. Die stillen Bilder drängen sich einem auf, ja, sie brüllen einen fast an.

      Bei all dieser Sehnsucht, die einen als Städter packt, ist es zu empfehlen, beim Blättern im Buch hin und wieder Pausen einzulegen. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, dass nicht alle viel beweinten Veränderungen auch für alle Dorfbewohner schlecht sein müssen. Klar, es sieht schöner aus, wenn drei Kühe unter einem Obstbaum weiden, als wenn sie ihre Köpfe durch Gitterstäbe stecken. Für einen Landwirt aber kann es ein Fortschritt sein, seine Tiere nicht mehr jeden Abend nach Hause treiben und sie anschließend mit der Hand melken zu müssen. Idylle allein hilft auch nicht immer weiter.

    • Ingeborg Kunze, „Die Wucht der Globalisierung sichtbar gemacht“, in: Reutlinger General Anzeiger, 02.06.2012

      Ingeborg Kunze, „Die Wucht der Globalisierung sichtbar gemacht“, in: Reutlinger General Anzeiger, 02.06.2012

       DÖRFLICHE RÄUME - Kritische Gespräche vor schonungslosen Bildern einer Ausstellung von Claudio Hils

      Die Wucht der Globalisierung sichtbar gemacht

      REUTLINGEN/ SIGMARINGEN. Mit verblüffenden Bildern über tief greifende Veränderungen im Landschaftsbild des ländlichen Raums zwischen Alb, Donau und Bodensee konfrontiert eine Ausstellung des Landkreises Sigmaringen. Zusammen mit der von Gammertingen bis über die Donau hinaus aktiven »Leader«-Aktionsgruppe Oberschwaben stößt er damit eine breite regionale Diskussion dieser aktuellen Vorgänge an.

      Der als Professor an der Fachhochschule Vorarlberg Fotografie lehrende, 1962 in Mengen geborene und dort lebende Kommunikationsdesigner Professor Claudio Hils geht schonungslos mit dem Thema um und zeigt mit dem Titel »abseits« Bilder dörflicher Räume, die zu denken geben. Genau und vor allem das sollen sie - Menschen die Augen öffnen. Gerade weil in Landschafts- und Dorfbildern in der Entwicklungs-Euphorie der zurückliegenden Jahrzehnte auch nicht wieder auszumerzende Schäden entstanden sind: Stücke vom deutschen Südwesten, die schlecht behandelt, verdorben oder verloren oder vergessen sind.

      Gewollte Provokation

      Provokant, nicht sonntagsglatt mit ebensolchen Reden soll dort dazu am Sonntag, 10. Juni, 15 Uhr, ein Galeriegespräch vonstattengehen: »Welches Dorf hat Zukunft?« Die Beteiligten: Claudio Hils und der Schriftsteller Peter Renz, der mit Hils das Katalogbuch »abseits, aside, à l'ècart« zur Ausstellung gemacht hat. Sie diskutieren mit Bernd Gombold, Bürgermeister von Inzigkofen-Vilsingen; Heinrich Günthner, dem Vorsitzenden der von der EU geförderten Aktionsgruppe Oberschwaben, und mit Hartmut Alker, als Ministerialdirigent im Stuttgarter Ministerium für Ländlichen Raum auch mit europäischer Strukturpolitik befasst. Bereits jetzt, am Sonntag, 3. Juni, 15 Uhr, ist bei einer Sonderführung durch die Ausstellung der Urheber der Bilder im Gespräch mit dem Kulturamtsleiter des Landkreises Sigmaringen und Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber.

      Der Autor Peter Renz zu den Denkprozesse auslösenden Bildern von Claudio Hils: »Kaum eine Landschaft des deutschen Südwestens hat sich so lange eine ähnliche Balance zwischen Natur, Arbeit und Kultur bewahrt wie der ländliche Raum zwischen Donau und Bodensee. Doch längst trügt die Idylle. Nun sickern auch hier, wo Heimat das schönste Wort für Zurückgebliebenheit schien (Martin Walser), in das organisch Gewachsene ... Straßenbaustellen im Niemandsland, zerfallene Ställe, ausrangierte Traktoren vor verschlossenen Scheunen, halb abgerissene Bauernhöfe, Plastikplanen als Silageverpackung, Knochensteinpflasterungen, handgemalte Hauswandverzierungen, Dorfrandgestaltung im Baumarktdesign.«

      Die Fotografien von Hils lassen, so Renz, »etwas ahnen von der Unaufhaltsamkeit, mit der die Wucht der Globalisierung auf den ländlichen Raum zukommt und Vertrautes grundlegend umkrempelt. Das Verschwinden kleinbäuerlicher Strukturen und damit verbunden der Sinn-Entzug des Landlebens zugunsten der agrarindustriellen Produktion, die Verwandlung der landwirtschaftlichen Arbeits-Orte zur gesichtslosen Architektur bloßer Wohnsiedlungen hinterlassen eine unbelebte Zwischenwelt, in der man nicht mehr heimisch bleiben und erst recht nicht werden kann.«

      Fotografie als Tatortbeschreibung. Der Schriftsteller spricht von Demontage ehemals heiler Lebenswelt, einer Lebenswelt ohne Zukunft. Der Blick des Fotografen, fokussiert auf Brüche und Reparaturen, »fördert nirgendwo Erklärungen zutage, sondern nur neue Fragen, in denen etwas nachzuklingen scheint vom Schmerz über den Verlust der Eigenart«.

    • Barbara Miller, „Das Öde suchen im Schönen“, in Schwäbische Zeitung, 23.05.2012

      Barbara Miller, „Das Öde suchen im Schönen“, in Schwäbische Zeitung, 23.05.2012

      Das Öde suchen im Schönen

      Der Fotokünstler Claudio Hils zeigt Bilder von einem etwas anderen Oberschwaben

      MESSKIRCH – Keine malerischen Bäume auf Drumlins, keine netten Kühe auf saftig grünen Wiesen, kein pittoresker Blutreiter in vollem Ornat – das Hochglanzbild oberschwäbischer Touristiker interessiert Claudio Hils nicht. Der studierte Kommunikationsdesigner aus Mengen, der vor einigen Jahren auch an einem  großen Fotoprojekt in Ravensburg mitgewirkt hat, zeigt Bilder vom Land abseits des Klischees vom schönen Schwaben. Und ,,abseits" ist auch der Titel der Ausstellung, die bis 24. Juni in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch zu sehen ist.

      Wir kennen das alle – und schauen vielleicht geflissentlich darüber hinweg, damit wir uns die Idylle bewahren: Ein alter Stadel, der zusammengebrochen ist, ein Hof, von dem nur noch eine Hälfte steht. Vor einem offensichtlich verlassenen Bauernhaus steht ein alter Bulldog. Die Vorderreifen sind platt. Den Bildern vom Verfall sind solche von Neubauten gegenübergestellt.. Nicht minder deprimierend: Die Straßen sehen aus, als wäre alle Tage Kehrwoche.

      Eternitverkleidete Häuser "zieren" selbststgemalte Pferdedeköpfe. Im Vorgarten wacht ein Marzocco-Löwe, an der Straßenecke grüßt eine antikisierende Nymphe. Eine Revue des schlechten Geschmacks. "Hilflose Gesten von Verschönerungswut" erkennt der oberschwäbische Schriftsteller Peter Renz darin.

      Aber die lediglich durchnummerierten, nicht beschrifteten Fotografien könnten überall entstanden sein. Die Dörfer haben sich verändert, weil sich die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen verändert haben. Die Menschen leben anders, auch weil sie anders leben wollten. Könnte es nicht sein, dass sich mancher Landbewohner heute wohler fühlt als seine Altvorderen, die als Knechte und Mägde rechtlos im Dienste einer Herrschaft schuften mussten? Was soll diese larmoyante Verklärung des Gestern?

      Emotionslose Zeugnisse

      Die Bilder des 1962 in Mengen geborenen Professors für Fotografie geben das gar nicht her. Sie sind emotionslose

      Zeugnisse des Öden im Schönen. Man muss sie nicht wie Peter Renz in seinem Katalogbeitrag zum Anlass für ein Lamento über das verlorene Paradies nehmen: Er schreibt von ,,Fotografie als Tatortbeschreibung'' und sieht überall "Spuren der sprichwörtlichen Demontage ehemals heiler Lebenswelt". Das sind Töne, wie sie oft auch ein anderer hier geborener Literat anschlägt. Auch Arnold Stadler gibt gern den Rhapsoden der einst glückhaften Rückständigkeit dieses Landstrichs. Aber auch das ist längst Klischee.

    • Isabell Michelberger, „Schattenseiten der Modernisierung“, in: Südkurier, 16.05.2012

      Isabell Michelberger, „Schattenseiten der Modernisierung“, in: Südkurier, 16.05.2012

      Viele Besucher strömten zur Eröffnung der Ausstellung „abseits – Bilder dörflicher Räume“ in den Festsaal des Meßkircher Schlosses. Die Schau, welche die Stadt zusammen mit dem Landkreis Sigmaringen und der „Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben“ realisierte, zeigt Fotografien des Mengener Künstlers Claudio Hils, der die Spuren des landschaftlichen Wandels mit seiner Kamera festhielt.

      Es sind Ansichten der Region, die fernab der idealisierten Darstellungen in Hochglanzbroschüren liegen, beschrieb Bürgermeister Arne Zwick Hils' Werke. „Die Bilder sind einfach Realität, der man sich stellen muss“, bekannte er.

      Zur Einstimmung spielte Susanne Hinkelbein auf ihrem Monochord einige aufregende Stücke, die Namen wie „Alb-Tango“ und „Chronometer“ trugen. Sie ließ den Schlägel über die Saiten hinweg auf den hölzernen Klangkörper wandern oder brachte auch Papier zum Klingen, welches die Schwingung der Saiten aufnahm. Mit diesen Stücken transportierte sie musikalisch die Zwiespältigkeit von Moderne und Tradition.

      Die Fotografien von Claudio Hils entstanden ursprünglich im Rahmen eines Projekts der „Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben“, die einen Katalog mit der Fotodokumentation herausgab. Ihr Vorsitzender Heinrich Güntner erläuterte dazu, dass erst der Blick darauf gerichtet werden müsse, was fehle, um daraus Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Die Fotografien sollten mit der Realität wachrütteln. Er erhoffe sich als Folge daraus Rückmeldungen.

      Der Schriftsteller Peter Renz befasste sich literarisch mit dem Begriff der Heimat und dem Wandel, dem die ländliche Region unterliegt. „Heimat ist etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war“, zitierte Renz den Philosophen Ernst Bloch und begann damit sein Plädoyer zur Erhaltung dessen, was die Landschaft prägt, von „kleinen Tälern, Seen, Mooren und Riedlandschaften, wo hinter jeder Kurve ein Weiher schimmert“, bis zum Sonntagsläuten der zahlreichen Kirchtürme. Die Fotografien zeigten, wie brachial die globalisierte Welt in die ländliche Landschaft einbreche und ihre hässlichen Spuren hinterlasse. Für seinen Essay erhielt Renz lang anhaltenden Applaus.

    • Vera Romeu, „Fotografien entlarven das Hässliche“, in: Schwäbische Zeitung, 13.05.2012

      Vera Romeu, „Fotografien entlarven das Hässliche“, in: Schwäbische Zeitung, 13.05.2012

      Fotografien entlarven das Hässliche

      Die Moderne hat dem Dorfbild nicht immer gut getan – Claudio Hils schärft den Blick dafür

      MESSKIRCH Die vielen Besucher der Ausstellung „Abseits – Bilder dörflicher Räume“ haben sich beim Betrachten der Fotografien des Mengener Künstlers Claudio Hils im Meßkircher Schloss gestern angeregt unterhalten. Neben den Bildern hängen prägnante Zitate aus Aufsätzen von Peter Renz, Walle Sayer und Manfred Schmalriede. Fotografien und Zitate berichten von dem, was im ländlichen Raum in den vergangenen Jahrzehnten passiert ist: Fotograf und Autoren fokussieren Details und spitzen ihre Botschaft so zu, dass sie sich im Betrachter festsetzt. Die Ausstellung – vom Kreiskulturforum kuratiert – ist aus dem Bildband „Abseits“ entstanden, in dem die Fotografien von Claudio Hils für das Projekt „Liebenswertes Dorf“ der Leaderaktionsgruppe Oberschwaben zusammengestellt wurden. Die Moderne ist längst in den ländlichen Raum eingezogen, vielleicht auch eingedrungen, aber nur punktuell. Fotograf Hils hält dies in kleinen Ausschnitten unmissverständlich fest. Die Sat-Schüssel am Haus, die Gipslöwenfigur auf der Mauer, der nüchterne Kreisverkehr in der Dorfmitte, die Gasleitung in der idyllischen Landschaft, die Plastikplanen an blindgewordenen Fenstern: Sie alle sind Zeugen einer schmerzlichen Veränderung. Hils leitet den Blick dorthin, wo Tourismusbroschüren schweigen.

      Beim Betrachter hinterlassen die Bilder ein schales Gefühl

      Von Bild zu Bild entsteht bei den Betrachtern höhnisches Gelächter, das immer lauter wird: „Genauso ist es, genauso ist es geworden!“ Und dann kommt doch die Frage auf, wie es anders hätte werden können. Viele Veränderungen hat es im Lauf der Jahrhunderte gegeben, warum schluckt das Dorf diese Art von Moderne nicht, warum integriert sie diese Dinge nicht? Der Betrachter wird nachdenklich. Was bleibt, ist das schale Gefühl, dass die Entwicklung des ländlichen Raums auch anders hätte gestaltet werden können. Zur Vernissage kam auch der Romancier Peter Renz und sprach über die Heimat, die es in der Wirklichkeit des Einzelnen noch nie gegeben hat, die jeder aber in sich trägt. Renz sprach mit viel Nostalgie über diese Oberschwäbische Heimat. Er besang den heiteren Schwung der Landschaft, die malerischen Kirchtürme und Täler. „Heimat ist das schönste Wort für Zurückgebliebenheit“, zitierte Renz den Schriftsteller Martin Walser. In der Originalität der Landschaft und der Eigensinnigkeit der Dörfer sind uniforme Hallen mit kalter Geometrie, Golfplätze und Gasleitungen entstanden. Die Zeiten des menschlichen Maßes seien endgültig vergangen, sagte Renz, die achtvolle Balance zwischen Arbeit und Existenz der Natur auch. Hils stellt seine Fragen wortlos und drängt sie dem Betrachter auf. Auf seinen Bildern gibt es fast keine Menschen. „Haben sie sich aus Scham weggeduckt, oder ist es die Diskretion des Fotografen?“, fragte Renz. Hils mahne und warne, er zeige die Zersetzung des ländlichen Raums.

      Hils stellt seine Fragen mit ausgeprägtem Sinn für Details

      Eine geteerte Straße führt in eine Wiese, weit im Hintergrund stören Wohnmobile die Idylle. Die Wagenräder am Geländer – einst wichtige Hilfen bei der täglichen Arbeit – wirken nicht dekorativ, sondern schlicht lächerlich. Zwei Liegestühle auf der Wüste einer Terrasse blicken in eine Landschaft aus weißen Gemäuern, scheinen fremd in einer Welt, in der einst hart gearbeitet und bei Feierabend auf dem Bänkle geruht wurde. Der ländliche Raum braucht die Modernisierung und kann nicht abgekoppelt werden von einer Globalisierung, die auch Vorteile hat. Aber warum sie als Hässlichkeit und Fremdkörper in den ländlichen Raum eindringt - das ist die Frage, die Hils mit scharfem Sinn für die Details stellt..

    • „Spuren der Verwüstung in der Idylle“, in: Schwäbische Zeitung, 10.05.1012

      „Spuren der Verwüstung in der Idylle“, in: Schwäbische Zeitung, 10.05.1012

      Spuren der Verwüstung in der Idylle

      Der Fotograf Claudio Hils zeigt in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch Bilder oberschwäbischer Zerstörung

      MESSKIRCH (sz)- In der Kreisgalerie Schloss Meßkirch wird am kommenden Sonntag, 13. Mai, 11.15 Uhr, die Ausstellung "abseits. Bilder dörflicher Räume" mit Fotografien von Claudio Hils eröffnet. Die Einführung in die Ausstellung übernimmt der Schriftsteller Peter Renz, die musikalische Begleitung Susanne Hinkelbein am Monochord. Die Ausstellung wird gefördert vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

      Die Fotografien von Claudio Hils irritieren: Anstelle der aus Werbeprospekten und der regionalen Selbstwahrnehmung bekannten oberschwäbischen Idylle mit schmucken Bauernhäusern, zufrieden grasenden Kühen auf saftigen Wiesen und pflügenden Bauern auf dampfenden Äckern begegnen den Besuchern halb abgerissene Bauernhöfe, zerfallene Ställe, ausrangierte Traktoren, Baustahlgestrüpp am Feldrand, Straßenbaustellen im Niemandsland.

      Die Fotografien von Claudio Hils, schreibt der Schriftsteller Peter Renz, "lassen etwas ahnen von der Unaufhaltsamkeit, mit der die Wucht der Globalisierung auf den ländlichen Raum zukommt und das Vertraute so grundlegend umkrempelt, dass wir uns fühlen wie ausgesetzt. Das Verschwinden der kleinbäuerlichen Strukturen und damit verbunden der Sinnentzug des Landlebens zugunsten agrarindustrieller Produktion, die Verwandlung landwirtschaftlicher Arbeitsorte zur gesichtslosen Architektur bloßer Wohnsiedlungen hinterlassen eine unbelebte Zwischenwelt, in der man nicht mehr heimisch bleiben und erst recht nicht werden kann". Die Fotografie von Claudio Hils ist eine "Tatortbeschreibung", die auf schmerzliche und gar schockierende Weise "die Spuren der sprichwörtlichen Demontage ehemals heiler Lebenswelt" dokumentiert.

      Im Begleitprogramm wird am Sonntag, 3. Juni, 15 Uhr, eine Sonderführung mit Claudio Hils im Gespräch mit Kreiskulturreferent Edwin Ernst Weber angeboten.

      Galeriegespräch arn 10. Juni

      Am Sonntag, 10. Juni, 15 Uhr, findet ein Galeriegespräch zum Thema "Welches Dorf hat Zukunft?" mit Bürgermeister Bernd Gombold, Inzigkofen, Heinrich Güntner, Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben, Claudio Hils, dem Schriftsteller Peter Renz und Ministerialdirigent Hartmut Alker, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, statt. Die Moderation übernimmt Edwin Ernst Weber.