Claudio Hils | Visuelle Kommunikation

heimatfront – Bühnenbilder des Krieges

Staufer-Kaserne Pfullendorf, Tag der Bundeswehr, 15.6.2019

Staufer-Kaserne Pfullendorf, Tag der Bundeswehr, 15.6.2019

Brandübungsanlage der Schule für ABC-Abwehr und gesetzliche Schutzaufgaben in Stetten am kalten Markt. Das Flatterband trennt im Jahr 2016 den VIP-Bereich bei der Einweihungsfeier eines Teils der Brandsimulationsanlage ab. Im Hintergrund ein dem Airbus A4

Brandübungsanlage der Schule für ABC-Abwehr und gesetzliche Schutzaufgaben in Stetten am kalten Markt. Das Flatterband trennt im Jahr 2016 den VIP-Bereich bei der Einweihungsfeier eines Teils der Brandsimulationsanlage ab. Im Hintergrund ein dem Airbus A400M nachempfundenes Transportflugzeug mit Turboprop-Maschinen an Steuerbord und Düsentriebwerken an Backbord.

Staufer Kaserne Pfullendorf-Maze House. Darstellung von Rauchentwicklung und Flammen im Inneren des Gebäudes. Der blaue Lichtanteil erschwert das Auffinden der Venen bei der Verwundetenversorgung. Leistungsstarke Lautsprecher bilden eine realistische Gerä

Staufer Kaserne Pfullendorf-Maze House. Darstellung von Rauchentwicklung und Flammen im Inneren des Gebäudes. Der blaue Lichtanteil erschwert das Auffinden der Venen bei der Verwundetenversorgung. Leistungsstarke Lautsprecher bilden eine realistische Geräuschkulisse ab, die die Kommunikation behindert und zusätzlichen Stress erzeugt.

Lager Heuberg, Stetten am kalten Markt. Wanddurchbruch und Einschusslöcher. Die mit roter Sprühfarbe aufgetragene Markierung verdeutlicht den Instandsetzungsbedarf, um den Raum in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Lager Heuberg, Stetten am kalten Markt. Wanddurchbruch und Einschusslöcher. Die mit roter Sprühfarbe aufgetragene Markierung verdeutlicht den Instandsetzungsbedarf, um den Raum in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Staufer-Kaserne Pfullendorf-Ausbildungszentrum Spezielle Operationen, „Dinohausen“ Aufgesetzte Betonfertigteile stellen Kampfstände, Lauf- und Verbindungsgräben dar. Die Bauweise erleichtert Beobachtung und Einflussnahme durch die Ausbilder und verhindert

Staufer-Kaserne Pfullendorf-Ausbildungszentrum Spezielle Operationen, „Dinohausen“ Aufgesetzte Betonfertigteile stellen Kampfstände, Lauf- und Verbindungsgräben dar. Die Bauweise erleichtert Beobachtung und Einflussnahme durch die Ausbilder und verhindert Unfälle durch Herabstürzen. Abbrennende Rauchkörper zeigen anfliegenden Luftfahrzeugen Windrichtung, Windstärke und den Zustand der Landezone an.

Brandübungsanlage der Schule für ABC-Abwehr und gesetzliche Schutzaufgaben in Stetten am kalten Markt. Das Brandübungshaus 164 ist ein speziell zu diesem Zweck errichtetes Gebäude, das ein Mehrfamilienhaus suggerieren soll. Im Inneren können Brände mit fe

Brandübungsanlage der Schule für ABC-Abwehr und gesetzliche Schutzaufgaben in Stetten am kalten Markt. Das Brandübungshaus 164 ist ein speziell zu diesem Zweck errichtetes Gebäude, das ein Mehrfamilienhaus suggerieren soll. Im Inneren können Brände mit festen und flüssigen Brandstoffen entfacht werden.

Ehemalige Hauptwache im Sonderwaffenlager Mottschieß. Der ganz in Schwarz gehaltene »Black Room« kann vollständig abgedunkelt werden; der Aufenthalt darin erzeugt erfahrungsgemäss ein Gefühl des Verlassenseins und der Ausweglosigkeit, gegen die der Lehrga

Ehemalige Hauptwache im Sonderwaffenlager Mottschieß. Der ganz in Schwarz gehaltene »Black Room« kann vollständig abgedunkelt werden; der Aufenthalt darin erzeugt erfahrungsgemäss ein Gefühl des Verlassenseins und der Ausweglosigkeit, gegen die der Lehrgangsteilnehmer anzukämpfen lernt. Auch hier wird der gesamte Raum aus Sicherheitsgründen durch ein nachtsichtfähiges Kamerasystem überwacht.

Claudio Hils fand Zutritt zu militärischen Tabuzonen, wie sie weltweit existieren, aber kaum zugänglich sind. In Süddeutschland proben Truppen und Sondereinsatzkommandos den zukünftigen Ernstfall zwischen Relikten kriegerischer Vergangenheit und in neuesten, auch digitalen Testumgebungen.

Die stillen Fotografien von Claudio Hils muten an wie surreale Bühnenbilder, erinnern an malerische Tableaus oder filmische Szenerien. Zeit- und Wirklichkeitsebenen verlieren ihre scharfen Konturen. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion werden schliesslich durch virtuelle Bilder aus Übungssoftware der Bundeswehr gänzlich gesprengt.

Texte von Tobias Daniek, Stefanie Hoch, Bernd Stiegler und Edwin Ernst Weber erweitern die Bildwelten aus den Perspektiven des Militärs, der Kunst und der Geschichte.

  • Publikation
    • Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges

      Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit, 2020
      ISBN 978-3775748438

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  • Ausstellungen
    • 2021
    • Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges, Kreiskunstgalerie Schloss Meßkirch, DE (20.09. - 21.11.2021)

      Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges, Kreiskunstgalerie Schloss Meßkirch, DE (20.09. - 21.11.2021)

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      Das aus einer fünfjährigen Recherche hervorgegangene fotografische Ausstellungsprojekt „Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges“ von Claudio Hils gibt Einblicke in heutige militärische Tabuzonen direkt vor unserer Tür: „Heimatfront“ setzt sich mit Räumen zur militärischen Ausbildung und zur Terrorabwehr auseinander. Dabei überlagern sich Geschichte, Gegenwart und Zukunft, wenn die verlassenen Militärstandorte aus Zeiten des Kalten Krieges festgehalten, die Gegenwart in Form von heutigen Übungsgeländen und „Bühnenbildern des Krieges“ seziert sowie der Ausblick in virtuelle Welten der Ausbildungssoftware der Bundeswehr gegeben wird.

      Die exemplarisch an zwei aktuellen und zwei ehemaligen Militärstandorten im heutigen Landkreis Sigmaringen – der Staufer-Kaserne Pfullendorf, den ehemaligen amerikanischen Sondermunitionslagern Inneringen und Mottschieß, dem Truppenübungsplatz und Lager Heuberg – entstandenen Fotografien sind einerseits Zeugen und Dokumente dieser vorgefundenen Orte und Handlungsräume, gleichzeitig gehen sie über die jeweils gezeigten Situationen weit hinaus. Sie sprechen verschiedene Ebenen im kollektiven Bildgedächtnis an – in Bezug auf die eigene, regionale Vergangenheit, auf militärische Zonen weltweit wie auch virtuelle Bildwelten. Die präzise Bildsprache und die beinahe malerischen Kompositionen verleihen den Räumen und Landschaften eine große atmosphärische Dichte und Aufladung und leisten als Bilder zwischen Fakt und künstlerischer Fiktion einen stringenten Beitrag zu aktuellen Diskursen im Bereich von Kunst und Geschichte. Zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen analogen Nachbauten und digitalen Bildern des simulierten Cyberwar werden grundsätzliche Fragen nach der Abbildbarkeit von Wirklichkeit gestellt.

      Zugleich bringt Claudio Hils ein Stück zur Aufführung, das das gespaltene Verhältnis unserer Gesellschaft zu Gewalt und Militär beleuchtet. Militärische Räume befinden sich außerhalb des gesellschaftlichen Rahmens, doch sie sichern diesen zugleich. Armeen gelten als unzeitgemäße Apparate, doch die Beteiligung an friedenssichernden und humanitären Einsätzen erscheint über die Parteigrenzen hinweg als Notwendigkeit. Das Militär wird gesellschaftlich weithin abgelehnt und verdrängt, aber es wird in Anspruch genommen, um den privilegierten Lebensstil der westlichen Welt zu sichern. Die Ausstellung „Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges“ zeigt diese unauflösbaren Widersprüche in ebenso zurückhaltenden wie beunruhigenden Bildern.

      Die in einer grenzüberschreitenden deutsch-schweizerischen Kooperation entstandene Ausstellung wird vom 19. September bis 28. November 2021 in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch gezeigt. In einer ersten Station war die Ausstellung vom 27. September 2020 bis 18. April 2021 bereits im Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen in der Schweiz zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalogbuch beim Verlag Hatje Cantz erschienen, das in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch für 44 Euro erhältlich ist.

       

      Ausstellungseröffnung am Sonntag, 19. September 2021, 16 Uhr

       

      Begleitprogramm zur Ausstellung

      So 3. Oktober 15.00 Uhr
      Ausstellungsrundgang mit Claudio Hils und Prof. Dr. Bernd Stiegler, Fotohistoriker und Literaturwissenschaftler, Universität Konstanz

      So 17. Oktober 15.00 Uhr
      Galeriegespräch „Zivilgesellschaft und Militär“ mit Oberstleutnant Tobias Daniek, bis 2020 Leiter des Übungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf, Oberst Jochen Gumprich, Standortältester der Bundeswehr in Stetten am kalten Markt, Claudio Hils, Frieder Kammerer, Reservistenkameradschaft Oberer Linzgau, Maik Lehn, Bürgermeister der Standortgemeinde Stetten am kalten Markt.
      Moderation: Galerieleiter Dr. Edwin Ernst Weber

      weitere Informationen

      Einladung zur Ausstellung [PDF]

      Video der Ausstellungseröffnung [Youtube]

    • 2020
    • Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges, Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, Warth, CH (27.09.2020 - 18.04.2021)

      Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges, Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, Warth, CH (27.09.2020 - 18.04.2021)

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      Das Jahr 2020 führt uns die Fragilität der komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen schonungslos vor Augen. Um die Kontrolle wiederzugewinnen bzw. sie zu demonstrieren, wurden auch innerhalb Europas hart errungene Freiheiten beschnitten: Plötzlich trennten wieder Grenzzäune zwischen der Schweiz, Deutschland und Österreich miteinander verwachsene Lebensräume und die dort lebenden Menschen.

      Für Krisensituationen wie diese trainieren Polizei, Sondereinsatzkommandos, Militär und Brandschutz an speziellen Orten. Für solche Areale interessierte sich Claudio Hils (*1962) bereits, lange bevor überall von «kritischer Infrastruktur» die Rede war. Schon seit Jahrzehnten reflektiert der Fotograf, Dozent und Kurator politisch-gesellschaftliche Zusammenhänge in seiner Arbeit.

      «Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges» zeigt militärische Tabuzonen, wie sie weltweit existieren, aber kaum zugänglich sind. Auf abgelegenen Arealen in Süddeutschland wird nicht nur zwischen den Relikten der kriegerischen Vergangenheit und in neuen Trainingshallen, sondern in bühnenhaft konstruierten Dörfern, Wohnzimmern und Flugzeugen geübt, zukünftigen Terroranschlägen, kriegerischen Angriffen und Katastrophenszenarien zu begegnen.

      Aus einer fünfjährigen Recherche auf zahlreichen Übungsplätzen erzeugt der kritische Fotograf eigenständige Bildwelten. Dabei wird die «Realität» in den Bildern zu einer trügerischen: Idyllische Landschaften sind von bizarren Kulissen durchsetzt, daneben wirken «echte» historische Bauten aus der Zeit des Kalten Krieges wie Filmschauplätze. Zeit- und Wirklichkeitsebenen erscheinen in diesen surrealen Szenerien ineinander verschachtelt. Sie werden zu menschenleeren Bühnen für eine postapokalyptische Erzählung.

      Dabei wird angesichts heutiger Kriegstechniken wie dem Cyberwar auch die Vergeblichkeit all dieser Inszenierungen deutlich. Zwischen den Trainingshallen, den modellhaften und abgewrackten Gehäusen erahnen wir, dass der Spielplan des 21. Jahrhunderts ganz anders aussehen wird. Indem Claudio Hils seine fotografische Recherche durch virtuelle Bilder aus Übungssoftware der Bundeswehr ergänzt, verwischt er die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf einer weiteren Ebene. Dadurch entstehen in analogen und digitalen Übungszeitschleifen künstliche Welten verschiedenen «Grades». Das Kämpfen und Retten wird vor dem Hintergrund der Vergangenheit in die Zukunft projiziert. Zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen analogen Nachbauten und digitalen Bildern werden grundsätzliche Fragen nach der Abbildbarkeit von Wirklichkeit gestellt.

      Zugleich bringt Claudio Hils letztlich ein Stück zur Aufführung, das unser gespaltenes Verhältnis zu Gewalt beleuchtet: Militärische Räume befinden sich ausserhalb des gesellschaftlichen Rahmens, doch sie sichern diesen zugleich. Armeen gelten als unzeitgemässe Apparate, doch die Beteiligung an humanitären Einsätzen als Notwendigkeit. Das Militär wird gesellschaftlich abgelehnt und verdrängt, aber es wird in Anspruch genommen, um den privilegierten Lebensstil der westlichen Welt zu sichern. Die Ausstellung «Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges» zeigt diese unauflösbaren Widersprüche in ebenso zurückhaltenden wie beunruhigenden Bildern.

      Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung

      So 27. September 11.30 Uhr
      «Claudio Hils: Heimatfront – Bühnenbilder des Krieges»
      Vernissage

      Mi 30. September 17.15 Uhr
      Einführung in die Ausstellung für Lehrpersonen und Interessierte mit Brigitt Näpflin und Stefanie Hoch; bitte anmelden bis 24. September 2020 unter sekretariat.kunstmuseum@tg.ch oder T. 058 345 10 60

      Di 3. November 19 Uhr
      Schützengraben oder 3-D-Brille
      Podiumsgespräch mit Oberstleutnant Tobias Daniek, Leiter Übungszentrum Spezielle Operationen, Bundeswehr und Oberst i Gst Felix Keller, Kommandant Waffenplatz Frauenfeld, moderiert von Museumsdirektor Markus Landert

      Fr 22. Januar 2021 19 Uhr
      Neujahrsapéro
      Fotografische Bilderjagd. Ein kleine historische Spurensuche
      Ein Abend in Geschichten, Zitaten und Bildern, zusammengestellt von Prof. Bernd Stiegler, Fotohistoriker und Literaturwissenschaftler, Universität Konstanz

      Do 4. März 2021 19 Uhr
      Falsche Chalets – echte Flieger? Simulierte Bilder vom Krieg
      Rundgang durch die Ausstellung mit dem Künstler Claudio Hils und der Kuratorin Stefanie Hoch

      Di 10. November 19 bis 21 Uhr, Mi 11. November 14 bis 16 Uhr
      Frauen-Kunst-Club
      Bühnenbilder des Krieges – in Farbe
      Gast: Bettina Graf: Farbgestalterin am Bau
      Mit Kulturvermittlerin Rebekka Ray, Anmeldung erforderlich unter sekretariat.kunstmuseum@tg.ch oder T. 058 34510 60

       

      weitere Informationen

      Einladung zur Ausstellung [PDF]

      Kunstmuseum Thurgau

      Ausstellungsansichten

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